IANUS Peacelab

IANUS Peacelab

Seit jeher wurde Biodiversitätsforschung zu einem großen Teil auch von Amateuren betrieben, die in naturkundlichen Zeitschriften veröffentlichten, neue Arten bestimmten und benannten, aber auch Verhaltensbiologie betrieben und Ökosysteme beschrieben. Viele schlossen sich in heute noch aktive Vereine zusammen, weswegen sich insbesondere die Krisendiagnostik des Insektensterbens dem Krefelder Verein für Entomologie verdankt. Zivilgesellschaftlich motiviert und nicht das Ergebnis einer wissenschaftlichen Politikberatung sind auch viele lokal implementierte Strategien zum Insektenschutz — urban gardening oder guerilla gardening, aber auch die Verbreitung des Imkerns oder von Insektenhotels. Hier wird die Stadt zum Labor bürgerwissenschaftlicher Biodiversitätsforschung.

Am IANUS Peacelab am lab3 Labspace in Darmstadt sollen unterschiedliche Formen des friedlichen und konfliktreichen Zusammenlebens erfahrbar und nutzbar gemacht werden. Was abstrakt klingen mag, ist ganz einfach das Zusammenleben von Insekten und Menschen auf und in einer Grünfläche, also die Art und Weise, wie sie sich wahrnehmen und aufeinander einwirken. Dabei entspricht die Wahl einer Mahd einem Realexperiment, das Menschen und Insekte in andere Verhältnisse versetzt, zueinander und untereinander. Diese Formen des Zusammenlebens werden wiederum von der Ökologie, den Geistes- und Sozialwissenschaften, aber auch dem Ökosystemmanagement sehr unterschiedlich gewürdigt. In einem ersten Schritt werden im Rahmen des Projekts Ansätze und Konzepte in einem Ideenraum zusammengetragen. Dabei handelt es sich um eine informelle, bewegliche, erweiterbare Ausstellung physisch zum Beispiel auf Pinnwänden, die buchstäblich einen Raum bietet für Impulsforen, für einen Hackathon und bürgerwissenschaftliche Projekt­entwicklungen. Metaphorisch wird die Grünfläche damit als ein im politischen Sinne biodivers „öffentlicher Raum“ behauptet – hier wird die Gestaltung einer zukünftigen Lebenswelt auch technisch ausgehandelt. Das Leben in der Grünfläche nimmt am städtischen Leben teil, und umgekehrt. Zwei bis drei der Projekte aus der Ideenphase sollen längerfristig verfolgt, prototypisch realisiert und erprobt werden. Der Entwicklung neuer Vermittlungsformate dienen auch vier bis sechs gemeinsam mit dem BUND geplante Impulsforen. Schließlich soll das im Ideenraum versammelte Netzwerk von Initiativen und bürgerwissenschaftlichen Akteuren auch ein erstes Konzept ausarbeiten für ein über den Förderzeitraum hinausweisendes Papier zu „Strategien und Perspektiven“.

 

 

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